am Samstag, 16. Juni 2018
Die 27 Teilnehmer brachen pünktlich um 9 Uhr in Weißenthurm auf. Schließlich musste man ja pünktlich um 11 Uhr an der Konstantin-Basilika sein. Dort angekommen, wurde die Gruppe von Domorganisten Josef Still bereits in Empfang genommen. Da noch etwas Zeit war, erläutertete dieser die baugeschichtlichen Details der Basilika, die ursprünglich eine Empfangshalle der römischen Kaiser war. Im 19. Jh. wurde sie zu einer ev. Kirche umgestaltet, dessen Interieur samt großer Orgel im 2. Weltkrieg zerstört wurde.
Der Wiederaufbau erfolgte deutlich puristischer - auch die Schuke-Orgel in der Nähe des Chorraumes fiel kleiner aus, als für den Raum erforderlich, jedoch größer als eine "Notorgel". So dauerte es bis 2014 als endlich wieder eine große Orgel, die den ca. 1600 m² messenden Raum zu füllen vermag, eingewiehen werden konnte. Die Disposition der neuen Orgel orientiert sich in weiten Teilen an der im Krieg verloren gegangenen Orgel. Sie kann über einen Spieltisch am mittleren Orgelturm direkt bespielt werden. Organist Bambauer bevorzugt aber den Spieltisch in der Nähe des Chorraumes. Hier hat er den Vorteil, dass er hört wie die Orgel im Raum klingt. Nachteil ist dafür eine kleine Zeitverzögerung vom Tastendruck, bis der Ton zu hören ist, woran er sich mit etwas Übung gewöhnen konnte.
Nach den eindrucksvollen Klängen in der Konstantin-Basilika war es auch schon Zeit für die Mittagspause. In der "Kartoffelkiste" war für alle reserviert. Nach dem Essen war noch etwas Zeit, so dass man noch einen kurzen Abstecher zu der neuen Marx-Statue auf dem Simeonsstiftplatz machen konnte. Danach aber schnell zur Welschnonnenkirche, wo Herr Still bereits auf die Teilnehmer wartete.
Die Welschnonnen (Augustiner-Chorfrauen) kamen 1640 nach Trier und gründeten eine Schule für die Ausbildung von Mädchen. 1716 wurde die barocke Kirche geweiht und wenig später beauftragte man die
Gebr. Stumm mit dem Bau einer Orgel mit 11 Registern. Während des Kulturkampfes wurden die Nonnen vertrieben aus der Welschnonnenshule wurde ein Gymnasium und die Kirche gin in die Trägerschaft
der Marianischen Jünglingskongregation über.
Die Stumm-Orgel blieb bis 1957/58 unverändert und wurde dann erweitertert und in die Mitte der Empore versetzt. Diese Erweiterung hatte aber klanglich nichts mehr mit der ursprünglichen Orgel zu tun. Für das 250-jährige Bestehen der Orgel entschied man sich deshalb, den alten Zustand wieder herzustellen. So kann man heute wieder den barocken Klang der Gebr. Stumm hören.
Dies Kleinod der barocken Orgelbaukunst bietet dem gewieften Organisten die Möglichkeit, das Manual zu teilen. Dann kann man mit jeder Hand eine andere Registrierung spielen und eine zweimanualige Orgel immitieren. Josef Still hatte für die Vorführung der Orgel extra Stücke ausgewählt, die dies den Zuhörern deutlich machen sollten. Dabei überraschte nicht nur, wie die Orgel den Kirchenraum zu füllen vermochte, sondern auch die Klangfülle - insbesondere das Vox-Humana-Register.
Danach ging es gemütlich zum Dom, wo das nächste Highlight auf die Gruppe wartete, die Klais-Orgel von 1974. Die Schwalbennestorgel ist etwa 16 Meter hoch und wiegt rund 30 Tonnen. Sie ist mit 67 Registern und 5600 Pfeifen die zweitgrößte Orgel im Bistum Trier. Die Prospektpfeifen sind auf mehrere Etagen verteilt: Rückpositiv, Hauptwerk, Brustwerk und Pedaltürme, das Schwellwerk ist nicht sichtbar. Eine Besonderheit ist aber auch der Hirtengott Pan, der hinter einer Klappe sitzt und auch einige Töne spielen kann. Diese klingen natürlich nicht allzu schön, da die heidnische Gottheit ja vom Organisten "gezwungen" wird, zum Lob des Christengottes zu spielen.
Für sein eigentliches "Arbeitsgerät" hatte Domorganist Still sich ein Stück ausgesucht, dass die klanglichen Möglichkeiten dieser Orgel - angefangen mit einem fulminanten Forte, über Glockenspiel bishin zu einem zarten Piano - den Zuhörern zeigen bzw. zu Gehör bringen konnte.
Nach diesem letzten eindrucksvollen Orgelspiel war es auch schon Zeit sich zu verabschieden und Danke zu sagen, besonders bei Herrn Still für die Vorbereitung und natürlich für die eindrucksvolle Vorführung der Orgel in der Welschnonnenkirche sowie im Dom. Bei bestem Wetter blieb noch etwas Zeit das bunte Treiben auf dem Marktplatz zu genießen. Gegen 17 Uhr machte sich die Gruppe auf den Heimweg.